
Atmosphäre schaffen mit der friesischen Teezeremonie
Die Teetied (Teezeit) oder auch die friesische Teezeremonie ist ein wichtiger Bestandteil friesischer Geselligkeit, der mit viel Liebe zum Detail zelebriert wird. Die Friesen hatten 2008 den weltweit größten Teeverbrauch pro Kopf. Im Durchschnitt trank jeder Friese in jenem Jahr rund 290 Liter Tee.

Teehandel und Teetied
Um 1610 herum brachten erstmals Schiffe den Tee nach Europa. Schon bald darauf durfte durch friesische Schiffer Tee auch nach Friesland gelangen. Dort wurde er zunächst nur als Medizin verabreicht, was sicherlich eine ganz besondere Erfahrung war. Um 1720 herum blühte bereits ein reger Teehandel. Der Teegenuss verbreitete sich im späten 18. Jahrhundert – etwa zeitgleich mit der Verbreitung der Kartoffel als Grundnahrungsmittel.
Die friesische "Teetied" ist eine wunderbare Tradition, die von den Menschen dort mit viel Liebe und Hingabe gelebt und genossen wird. Es ist wirklich schön, dass die Deutsche UNESCO-Kommission diese Tradition im Dezember offiziell in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen haben. Die Teezeremonie ist ein wichtiger Teil der friesischen Identität. Sie prägt nicht nur den Tagesablauf und das Miteinander in der Familie und im Beruf, sondern auch die Sprache und die materielle Lebenswelt.


Dann wird die Kanne zur Hälfte mit dem nicht mehr ganz kochenden Wasser befüllt. Man lässt den Tee so mit geschlossenem Deckel etwa drei bis vier Minuten ziehen. Abschließend wird die Teekanne ganz gefüllt, der Tee ist fertig.

Der Tee kann jetzt durch ein Sieb in eine Servierkanne umgefüllt werden. Alternativ verbleibt der Tee in der bereits befüllten Kanne, in diesem Fall wird ein Handsieb oder ein in der Kanne angebrachtes Sieb benutzt.

Vor dem Eingießen legt man einen Kluntje, ein großes Stück braunen oder weißen Kandiszucker, in die Tasse. Der Tee wird nun auf den Kluntje in die Teetassen gefüllt. Hierbei beginnt der Kluntje zu knistern.

Anschließend gibt man mit einem Sahnelöffel einen Tropfen Sahne hinzu. Für gewöhnlich wird die Sahne vorsichtig am Rand der Tasse eingebracht, so dass eine „Sahnewolke“ entstehen kann.

Die Tradition
Die Lieblingspause des Tages ist der Nachmittagstee, der etwa um 15 Uhr genossen wird. Zur ostfriesischen Teekultur gehört aber auch die kurze Teepause am Vormittag, die man liebevoll "Elführtje" nennt und die etwa um 11 Uhr stattfindet. In vielen Familien gibt es auch einen zusätzlichen abendlichen Tee um etwa 21 Uhr, den man ganz entspannt in der warmen Stube genießen kann.
Zubehör:
- Tee (Friesenmischung)
- weiches Wasser, siedend
- Teekanne mit Stövchen
- Kluntjes (Kandiszucker), weiß oder braun
- Sahne, am besten mit Sahnelöffel
- geeignete Teetassen
- Gebäck
Die Teekanne sollte aus Porzellan sein, ein Stövchen ist unverzichtbar.
Für die perfekte Teezubereitung und einen entspannten Genuss braucht es vor allem eins:
Ruhe und Sorgfalt sowie etwas Zeit.
Doch statt meditativer Innenschau ziehen die Friesen einen geselligen "Klönschnack" vor.
So verbindet die Teetied schließlich alle und ist ein wunderbarer Ausdruck der Gastfreundschaft. Als Gast ist es wichtig zu wissen: Ist die Tasse ausgetrunken, wird ganz selbstverständlich nachgeschenkt. Bei echtem Friesentee handelt es sich stets um eine kräftige Schwarzteemischung. Die Basis bilden Assam second flush Tees, also Tees der zweiten Ernte einer Saison, die zwischen Juni und Juli gepflückt werden. Diese Tees aus der Region Assam besitzen eine volle, malzige Note und werden je nach Komposition durch andere Ursprünge wie Ceylon und Darjeeling ergänzt. So hat jede echte friesische Mischung ganz charakteristische Geschmacksmerkmale, die sie unverwechselbar machen.
